Zukunft wird gemacht!

Zukunft wird gemacht!

Das Meer brennt. Deutschland wird von einer Flutkatastrophe heimgesucht. Milliardär*innen liefern sich ein Wettrennen ins All. Hört sich wie ein schlechter Witz an, ist aber bittere Realität. Warum es so nicht weitergehen kann, erklären Marlen und Lea.

Wir schreiben das Jahr 2021. Während mehrere Regionen der Welt von Naturkatastrophen getroffen werden, haben Jeff Bezos und Richard Branson nichts Besseres zu tun, als für zig Millionen Euro in den Weltraum zu fliegen. Sie stellen ihren auf Kosten anderer angehäuften Reichtum zur Schau. Im Kontrast zur finanziellen Not, in der sich viele Menschen nicht zuletzt aufgrund der COVID-19-Pandemie befinden, wirkt das besonders pervers.

Doch die schlechten Nachrichten reißen nicht ab, denn nicht nur das Klima befindet sich im Notstand. Im letzten Sommer haben die rassistischen Ausschreitungen nach dem EM-Finale in England deutlich gezeigt, dass ein sicheres Leben für People of Color und Schwarze Menschen noch immer nicht möglich ist. Im nun zweiten Coronawinter stehen wir vor schwindelerregenden Infektionszahlen und überlasteten Krankenhäusern. In Ländern, denen noch immer nicht genügend Impfstoff zugestanden wurde, entwickeln sich neue Virusvarianten.

Die Liste ließe sich ewig weiterführen. Nach der Bundestagswahl im September regiert nun trotzdem die SPD, welche diese Zustände in den letzten 16 Jahren als Koalitionspartnerin der CDU nicht nur geduldet, sondern auch befeuert hat. Uns läuft die Zeit davon. Wir müssen jetzt handeln.

Unsere Generation, unsere Bewegungen 

Vielen jungen Menschen ist diese Dringlichkeit bereits bewusst. Unsere Generation pocht mehr als je zuvor auf Veränderung. Fridays for Future und Black Lives Matter brachten in den letzten Jahren Millionen von Menschen auf die Straße. In politische Maßnahmen wurden ihre Forderungen jedoch nicht übersetzt. Deswegen belassen es immer mehr Aktivist*innen nicht mehr bei Demonstrationen oder Protestaktionen, sondern suchen nach anderen Wegen, um sich Gehör zu verschaffen. Einige von ihnen versuchen den nötigen Wandel durch ökonomischen Druck, Initiativen und klare Ziele selbst herbeizuführen.

So sind im Zuge der Kampagne Deutsche Wohnen und Co. Enteignen hunderte Mieter*innen aktiv geworden, die sich nicht länger mit Wohnungsnot und steigenden Mieten abfinden wollen. Während der Tarifrunde Nahverkehr streikten im Herbst 2020 Klimaaktivist*innen Hand in Hand mit Beschäftigten und Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen sowie einen Ausbau des ÖPNV. Die Pflegebewegung zeigt, dass Menschen bereit sind, für ein menschenwürdiges Gesundheitssystem zu kämpfen. Auch an den Unis nehmen sich Studierende die Kämpfe der letzten Jahre zum Vorbild und treten bundesweit für einen Tarifvertrag für studentische Beschäftigte ein. Diese Beispiele machen deutlich, dass der Widerstand gegen die Auswirkungen des kapitalistischen Wirtschaftssystems nicht nur wächst, sondern auch Erfolg hat. Grund genug, einen Systemwechsel anzugehen.

Als sozialistischer Studierendenverband kämpfen wir für eine gerechtere Zukunft, in der Gesundheit und Wohnen nicht dem Wettbewerb eines unberechenbaren Marktes überlassen werden. Wir streiten für eine Gesellschaft, die das Wohl von Mensch und Natur ins Zentrum stellt. Der durch den Neoliberalismus gezeichneten Ellenbogengesellschaft setzen wir einen solidarischen Gesellschaftsentwurf entgegen. Um diesen zu verwirklichen, braucht es einen grundlegenden Wandel – einen Systemwechsel. Doch so allgegenwärtig das Thema des system change vor allem seit Fridays for Future ist, so viele Fragen sind bisher auch offengeblieben.

Systemwechsel ist ein Vorhaben, das mehr von uns fordert als nur das richtige Kreuz bei der nächsten Wahl. Systemwechsel ist ein Projekt der Vielen und wird durch Bewegung und Entschlossenheit bestimmt. Parlamente können dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Orte, an denen wir für einen gesellschaftlichen Wandel streiten müssen, sind andere. Denn bisher bestimmen in erster Linie die Interessen der Konzerne den Lauf der Dinge. Wie schaffen wir es also, diese Macht zu brechen?

Die Bewegungen der letzten Zeit haben uns gezeigt, dass der Kampf dort stattfinden muss, wo wir leben, arbeiten und auch studieren. Indem wir uns an unseren Arbeitsplätzen, in den Wohnvierteln, Unis und Schulen zusammenschließen und dort kämpfen, wo wir die Last des Systems am stärksten spüren, können wir die Probleme an der Wurzel packen.

Zukunft wird gemacht!

Wir dürfen keine Minute länger warten, sondern müssen nun selbst zur Tat schreiten. Doch das geht nur, wenn wir Momente der Trennung überwinden und uns auf das Gemeinsame konzentrieren. Niemand von uns gehört zu denen, die aktuell über den Fortgang unserer Gesellschaft entscheiden. Das müssen wir ändern, indem wir um echte demokratische Mitbestimmung ringen.

In diesem Sinne organisieren wir uns in der LINKEN als Partei und dem SDS als ihrem Studierendenverband. In den Hochschulen, auf der Arbeit oder im Viertel wollen wir Orte schaffen, an denen Menschen aus unterschiedlichen Lebenskontexten zusammenfinden und für die gleichen Ziele kämpfen. Wir wollen Orte schaffen, die durch die Menschen geprägt und gestaltet werden; Orte, die ihnen Kraft geben; Orte, die Aktionen, Diskussionen und Kreativität fördern. Auf diese Weise können wir eine Partei gestalten, die mehr darstellt als einen Verein von Interessenvertreter*innen. Sie soll einen Raum bieten, in dem Menschen aktiv werden und der sie befähigt, für ihre Interessen einzustehen. Wenn wir den Entwicklungen unserer Zeit nicht einfach nur ausgeliefert sein wollen, müssen wir uns organisieren und unsere Kämpfe zusammenführen. Zukunft ist machbar.

von Marlen Borchardt und Lea Klingberg