
25 Sep. Mit Köpfchen aus der Krise – BAföG für Alle erkämpfen!
In Köln fand der BAföG-Kongress statt. Dort diskutierten wir, wie wir BAföG für Alle entgegen der Kriegsvorbereitungen, der Konkurrenz und der Bescheidenheit erstreiten.
»1. Jeder hat das Recht auf Bildung. […];
2. Die Bildung muss auf die volle Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit und auf die Stärkung der Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten gerichtet sein. Sie muss zu Verständnis, Toleranz und Freundschaft zwischen allen Nationen und allen Gruppen, unabhängig
von Herkunft und Religion, beitragen und der Tätigkeit der Vereinten Nationen für die Wahrung des Friedens förderlich sein.«– Art. 26 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
Mit diesem Grundsatz diskutierten vom 5. bis 7. September Engagierte beim BAföG für Alle-Kongress an der Uni Köln, wo verschiedene Vertreterinnen der heutigen und damaligen Studierendenbewegung, dem Studierendenwerk und der Gewerkschaften über den gemeinsamen Kampf für die Verbesserung der sozialen Lage von Studierenden und emanzipatorischer Bildung für alle berieten. Beim Eröffnungspodium diskutierten Elias Gläsner (Liste Links Hamburg & BAföG für Alle-Kampagne), Kumar Ashish (Bund Ausländischer Studierenden), Lars Pieper (Campusgrün der SpoHo Köln) und Philipp Gravenhorst (Bundesvorstandsmitglied vom SDS) mit dem Plenum über die gesellschaftliche Bedeutung der Hochschulen und wie der Kampf für BAföG für Alle paradigmatisch eine soziale gesellschaftliche Wende vorantreibt.
Es ist absurd, dass jemand Geld für das Studium zahlen muss. Denn Studieren ist selbst geistige Arbeit, die es für gesellschaftliche Entwicklung zu fördern gilt. Warum muss man erwarten, dass die Eltern einem das Studium finanzieren, oder man in Nebenjobs versinkt, um zu überleben? Wer studieren möchte, sollte sich nicht ein Leben in Armut vorstellen, sondern eine Phase, in der man für eine zivile, solidarische, nachhaltige und demokratisch-aufgeklärte Entwicklung der Gesellschaft lernt und kämpft.
Schon im historischen SDS hatte der Kampf um BAföG Geschichte. Als ehemaliges Vorstandsmitglied des historischen SDS sprach Frank Deppe über die Kämpfe. Zentrale Ziele des SDS waren die Demokratisierung der Universitäten gegenüber den Feudalstrukturen der Professor*innen, die Beendigung des US-Kriegs in Vietnam, und dafür die Verknüpfung von Wissenschaft und Gesellschaft. Der emeritierte Politikwissenschaftler zeigte auf, welche Bedeutung für Befreiung und Veränderung die gewaltige Kulturrevolution der 68er hat. Diese Umwälzung wollen wir heute neu vorantreiben. Das BAföG für alle fasste Frank Deppe als real-utopische Reformperspektive, welche aktuell möglich ist, aber im Widerstand zu den herrschenden Verhältnissen durchgesetzt werden muss.
»Verändern und befreien. Vielleicht hatten sie es auch gar nicht so oft gesagt und er bildete es sich nur ein. Aber er hatte an dem Abend im Cosinus diese Worte zum ersten Mal mit einer neuen Bedeutung gehört. Er hatte das Gefühl gehabt, als löse sich eine Erstarrung langsam auf, die er früher nicht einmal bemerkt hatte.« (Uwe Timm)
Die Perspektive auf Befreien und Verändern bestimmte die Lesung aus dem Roman »Heißer Sommer« von Uwe Timm, in dem die Studierendenbewegung von 1968 literarisch verarbeitet wurde. Die Lesung zu Entwicklungsfragen von Solidarität, Offenheit und Kampfesmut in Gegnerschaft zur herrschenden Kultur eröffnete die engagierte Diskussion.
In den Diskussionen mit Matthias Anbuhl (Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks) und Janine Deling (DGB Jugend Köln) kristallisierte sich heraus, dass die Entwicklung von Kampfesmut gegen Aufrüstung und den damit verbundenen Sozialstaatskürzungen gemeinsam erarbeitet werden muss. Raus aus einer Elendsverwaltung, bei der das Studierendenwerk mit dem Ausstellen vom BAföG mehr einem Sozialamt gleicht und die Gewerkschaften sich auf schlechtere Zeiten einstellen. Für einen größeren Verteilungskampf verlangt es ein besseres Selbstverständnis von Konfrontation gegenüber Staat und Arbeitgeber*innen von den Arbeiter*innen, den Gewerkschafter*innen und Studierenden aus.
Damit war der Kongress ein bewegender und gelungener Auftakt für die Intensivierung der Kämpfe und Kampagne für das BAföG für Alle.
BAföG für Alle ist die Realutopie für eine humane Welt, die wir unter den jetzigen Bedingungen neu durch unseren Widerstand erstreiten können und müssen. Es gilt eine neue solidarische Kultur zu erstreiten, mit viel Freude zu füllen, um eine bessere Bildung zu erringen. Es kommt auf uns an, daher schließt euch uns an: www.bafög-für-alle.de
Videoaufnahmen vom BAföG-Kongress:
LEO ROTT (24) studiert Musik & Philosophie und ist im BAK Hochschulpolitik aktiv. Er ist für Bafög statt Bomben.