05 Nov Freiheit, Ehre, Vaterland: Burschenschaften und ihr faschistisches Treiben
Burschenschaften finden sich in den meisten Städten mit Hochschul-Standort. Viele von ihnen bilden rechte Netzwerke an Universitäten. Doch wie genau rekrutieren Burschenschaften neue Mitglieder? Und was hat der prekäre Wohnungsmarkt damit zu tun?
Freiheit – Ehre – Vaterland: Mit diesem Spruch schmückt sich beispielsweise die Burschenschaft Germania Halle zu Mainz. Treffender wäre vermutlich „Saufen – Studieren – Schlagen“. Bevor wir jedoch näher auf Mainz eingehen, schauen wir allgemein auf Burschenschaften: Was ist das überhaupt und was ist so problematisch an ihnen?
Burschenschaften sind studentische Vereinigungen, die zumeist im 19. Jahrhundert gegründet wurden. Bei dem Großteil dieser Verbindungen handelt es sich um reine Männervereinigungen. Sie folgen nationalistischen und völkischen Weltbildern und kämpfen für das sogenannte „Vaterland“. Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Antifeminismus sind fest in ihrer Identität verankert. Beispiele dafür sind der antisemitische Übergriff von Mitgliedern der Heidelberger Normannia auf das Mitglied einer anderen Verbindung 2020 und der Angriff auf ein linkes Kulturzentrum in Gießen in diesem Jahr, vermeintlich durch Mitglieder der benachbarten Burschenschaft Germania.
Während dem Studium erziehen die älteren Burschenschaftler die frisch eingezogenen jungen Männer zu Untertänigkeit und Gehorsam durch Männlichkeitsrituale wie Fechtkämpfe, das sogenannte Mensur-Schlagen, und exzessiven Alkoholkonsum. Da die Burschenschaft das Ideal des Lebensbundes anstrebt und bei Eintritt ein dementsprechender Eid geleistet werden muss, ist ein Austritt mit hohen psychologischen Hürden verbunden und gelingt nur Wenigen. Des Weiteren haben Burschenschaften oftmals Verbindungen in die rechte Szene: zu (extrem) rechten Gruppen wie der Jungen Alternative oder zur autonomen Neo-Nazi-Szene.
Ehemalige und aktive Burschenschaftler der Germania Halle zu Mainz sind dort Teil der Stadtratsfraktion der AfD. Dort gehören sie dem „rechten Flügel“ der AfD an, sitzen im Vorstand der rechtsextremen Jungen Alternativen in Rheinland-Pfalz. Darüber hinaus stehen sie in der ersten Reihe Demonstrationen der Identitären Bewegung oder machen »Gruppenbilder« mit militanten Neo-Nazis. Die AfD nutzt die vorhandene Struktur der Burschenschaft, um neue Parteimitglieder zu rekrutieren. Die Germania Halle zu Mainz dient damit also als Kaderschmiede für rechtsextreme junge Studenten.
Die Anwerbung neuer Mitglieder erfolgt bei den Burschenschaften häufig über den Wohnungsmarkt. Alle, die schon einmal auf WG-Suche waren, kennen sie: Anzeigen, die viel zu günstig erscheinen und die man – ohne Vorwissen – anschreibt, weil man schnell ein Zimmer braucht und kein Vermögen fürs Wohnen ausgeben kann. Die Wohnungsfrage ist also ein wesentlicher Teil des Erfolgskonzepts der Burschenschaften. Wohnraum dient als Spekulationsobjekt, Leerstand und Mietexplosion werden für die kapitalistische Profitmaximierung der Immobilienakteure billigend in Kauf genommen. Die politisch befeuerte Knappheit an bezahlbarem Wohnraum treibt junge Studierende in die Arme von Burschenschaften.
In Mainz hat sich ein breites Bündnis gebildet, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Karteien über Burschenschaftler zu erstellen, und welche Gesinnungen dort zur Tagesordnung gehören. Es wurde zu einer Demo gegen das Gründungfest der Germania mobilisiert und im Vorfeld mit Flyern und Vorträgen die Gefährlichkeit solcher nationalistischer Strukturen aufgezeigt. Rund 400 Menschen zogen durch die Stadt, auch entlang des Hauses der Germania, woraufhin diese sich in eine von der AfD gestellte Immobilie zurückzog, um ihr Fest ungestört weiterzuführen. Das zeigt: wir müssen große, kraftvolle und solidarische Bündnisse schmieden! In Zeiten von stark steigenden Umfrage-Werten für die AfD und der immer weiter nach rechts rückenden „Mitte“, muss sich die Studierendenschaft organisieren und aktiv das unscheinbare Treiben von Burschenschaften und somit die Grundlage von rechtem Gedankengut an den Unis bekämpfen! Zudem braucht es eine soziale Wohnungspolitik, damit Wohnraum kein Objekt für Profit und Spekulation ist. Angemessener und bezahlbarer Wohnraum muss für alle Menschen verfügbar sein. Machen wir es wie Berlin: Enteignen wir Wohnungskonzerne holen uns die Stadt zurück!
Organisiert euch und kämpft gemeinsam mit uns gegen rechte Strukturen an den Unis und überall sonst! Kein Fußbreit dem Faschismus!
Finn studierte in Mainz und hat sich zur Aufgabe gesetzt, Burschis von der Uni zu jagen.