03 Jun Macht kaputt, was euch kaputt macht!
Über psychische Probleme und Studium
Der größte Teil der Studierenden hat im Laufe des Studiums mit psychischen Problemen zu kämpfen. Depression, Ängste und Süchte gehören mittlerweile zum Alltag vieler Studierender und die Häufigkeit dieser Leiden steigt seit Jahren rasant.
Und wer kann es uns Studis verdenken? Psychisches Leid ist eine verständliche, eine zutiefst menschliche Reaktion auf die täglichen Belastungen, denen wir in diesem System ausgesetzt sind. Studieren ist fast immer mit Überanstrengung und Anspannung verbunden. Prüfungsstress, Zeitdruck und Überlastung sind Standard. Nicht erst seit der Bologna-Reform ist das Studium darauf ausgerichtet, uns verwertbar für die Lohnarbeit zu machen. Es wird erwartet, dass wir um die besten Noten konkurrieren, die Ellbogen ausfahren, um uns auf eine nicht weniger schädliche Arbeitswelt vorzubereiten.
Gleichzeitig lebt ein Großteil der Studierenden unter finanziell prekären Verhältnissen. Kaum jemand bekommt noch BAFöG und das reicht praktisch nicht zum leben. Viele sind gezwungen, ihre ohnehin schon knappe Freizeit der Lohnarbeit zu opfern, um überhaupt über die Runden zu kommen. Den größten Teil des Gelds müssen die meisten Studis dann Vermietern von kleinen WG-Zimmern in den Rachen werfen. Ständig steigende Mensapreise und allgemeine Inflation setzen uns zusätzlich zu.
Und wofür das alles? Damit wir später in einer von Kriegen, Krisen und ökologischen Katastrophen gebeutelten Welt unsere Arbeitskraft verkaufen können.
Uns wird eingeredet, dass unser Schicksal in unseren Händen liegt. Dass wir bloß fleißig studieren und arbeiten müssen und dass uns dann ein schönes Leben erwartet.
Es ist klar, dass die wenigsten in diesem System diesem Ziel gerecht werden können.
Die alltäglichen äußeren Zwänge und der dauerhafte Krisenzustand der kapitalistischen Welt machen uns einen Strich durch die Rechnung. Für uns ist klar, dass es mehr braucht als kleine psychologische Beratungsstellen und gefühlslähmende Medikamente, um die psychischen Leiden, die immer mehr von uns betreffen, zu bekämpfen.
Das Uni-System und das Gesellschaftssystem insgesamt muss an der Wurzel angegangen werden. Wir brauchen eine Uni und eine Gesellschaft, in der die Bedürfnisse der Menschen erste Priorität haben. Wir wollen für uns studieren, statt für den Markt. Wir wollen lernen, was uns Spaß macht, was uns weiterbringt und bereichert. Wir wollen eine Uni, in der Solidarität belohnt wird. Eine Uni, in der Lehrende und Studierende sich gegenseitig unterstützen, um die Welt etwas besser zu verstehen – und zu verändern.
Jan promoviert in Physik und ist seit zwei Jahren beim SDS in Münster aktiv