Das Ende des Übermenschen: Eine Politische Rezension der Serie „The Boys“

Das Ende des Übermenschen

Die Serie „The Boys“ sorgt für große Aufmerksamkeit. Sie ist nicht nur eine weitere Serie im endlosen Strom der Superheld*innenfilme und -serien, sondern eine Gegenthese. The Boys ist der Spiegel den das Superheld*innengenre seit langem braucht.
Eine politische Rezension

Spoilerwarnung: Kleinere Spoiler für Staffel 2

Als Teenagerin war ich fasziniert von Superhelden (sic!) (Superheld*innen waren damals leider nicht wirklich präsent). Jeden Samstag habe ich mich mit meiner Freundesgruppe getroffen, um gemeinsam Superheldenfilme zu schauen und entsprechende Videospiele zu spielen. Es waren die späten 2010er Jahre, eine Hochzeit der Superheld*innen in der Popkultur. Die The Dark Knight-Trilogie ging gerade zu Ende, die erste sogenannte Phase des Marvel Cinematic Universe fasste gerade Fuß. Doch Superheld*innen wurden damals popkulturell noch nicht so gefeiert, als dass ich als Fan als cool gegolten hätte. Vor meinem damaligen Crush musste ich meine Leidenschaft deswegen stets verheimlichen. Trotzdem habe ich tagelang darauf hingefiebert, endlich Civil War und Age of Ultron im Kino zu sehen.
Heute, knapp sechs Jahre später, macht es mich wieder verlegen, über Superheld*innen zu sprechen. Auch wenn es noch immer ein Guilty Pleasure ist (ich habe natürlich pünktlich jeden Mittwoch mit meinen Mitbewohnerinnen die aktuelle Folge Ms. Marvel geschaut), bin ich mir über die unangenehmen Implikationen bewusst.

Elemente und Ursprünge der Superheld*innen

Die Idee von Superhelden, zumindest wie sie in den frühen 1940er Jahren entstanden ist, reicht gefährlich nah an die eines Übermenschen heran. Superheld*innen sind in der Regel mit wortwörtlich übermenschlichen Fähigkeiten, wie Unverwundbarkeit, Superstärke und Schnelligkeit, ausgestattet. Nur sie können die Gefahren aufhalten, welche die Welt oder das Universum bedrohen. Alle „normalen“ Menschen sind zum Zuschauen verdammt.
Besonders Frank Millers The Dark Knight Returns ist ein Beispiel hierfür. In diesem Film ist Batman in den Ruhestand gegangen, und in seiner Heimatstadt Gotham steigt die Kriminalitätsrate auf einen Höchststand. Gangs beherrschen die Stadt, die Politiker*innen sind korrupt, die Polizei ist überfordert. Frank Millers Lösung ist eine zutiefst faschistische: Statt die sozioökonomischen Ursachen des Verbrechens zu bekämpfen, braucht es nur einen starken Mann, der die Stadt wieder säubert, den Batman. Diese Faszination und Vergötterung des starken Mannes ist ein wichtiger Marker faschistischer Ideologien, wie Annika Brockschmidt vor kurzem sehr gut herausgearbeitet hat. Aber nicht nur dieses Element von klassischen Superheld*innenerzählungen weist erschreckende faschistische Tendenzen auf. Die Welt der Superheld*innen ist eine Welt im dauerhaften Kampfzustand, sobald ein*e Superschurk*in besiegt ist, kommt in der nächsten Ausgabe die nächste Gefahr. Diese Gefahr ist nicht durch überlegtes Handeln zu bekämpfen, sondern durch spontane und direkte Aktion. Die meisten Comic-Bücher kulminieren in einem Kampf. Situationen werden selten diplomatisch gelöst, es ist ein „Kult der Aktion um der Aktion willen“.

Apropos Superschurk*innen: Die meisten Superschurk*innen haben Probleme mit der psychischen Gesundheit oder sind schlichtweg Monster beziehungsweise Aliens. Auch waren sie in der Frühzeit der Comics sehr oft „queercoded“, das heißt sie traten mit Charakteristika auf, die mit meist (männlicher) Homosexualität verbunden wurden. Diese absichtliche Verbindung von Andersartigkeit mit dem Bösen ist ebenfalls ein wichtiges Merkmal für Faschismus, denn es ist eine Erzählung von „uns Guten gegen die Bösen“. Gerade in den Anfangsjahren waren Superheld*innen zudem oft sehr homogen. Es waren meist weiße, absurd muskulöse, heterosexuelle Männer. Das waren die Männerbilder, die wir mit dem Guten verbinden sollten. Diese Merkmale, also das Leben im permanenten Kontrast, der Kult der Aktion um der Aktion willen, die Angst vor dem Anderen (eine Form der Xenophobie) und der machismo (also die Überhöhung von Männlichkeit und die Abwertung von Queerness) sind Attribute, die Umberto Eco als Merkmale des UrFaschismus, also die Merkmale die fast alle Faschismen der Weltgeschichte vereinen, fasst.

Moderne Comicbuchautor*innen versuchen die Geschichten ihrer Held*innen etwas zu entschärfen, indem sie beispielsweise Held*innen diverser gestalten. Die letzte Marvel-Serie dreht sich um eine praktizierende Muslima, und Captain America wird durch eine indigene Person „ersetzt“. In der selben Ausgabe wird zusätzlich die Rolle von Captain America bis zu einem gewissen Grad hinterfragt.
Captain America ist aber auch ein Beispiel dafür, welche anderen kritischen Rollen Superheld*innen spielen können. Dieser Charakter ist als Inkarnation sogenannter „amerikanischer Werte“ entstanden, der im Zweiten Weltkrieg Nazis bekämpfte. Das Cover der ersten Ausgabe zierte einen Captain America, welcher auf Hitler einprügelt. Später bekämpfte er sowjetische Superschurken, sogenannte „anti-nationalistische“ Terrorist*innen, aber auch übernationalistische Varianten seiner selbst. Er steht für den „guten“ Staat, der mit Maß und Mitte immer für das Gute sorgt und nicht hinterfragt werden muss – also das Wunschbild von konservativen Kräften. Dieses Phänomen von amerikanischem Exzeptionalismus beschränkt sich aber nicht nur auf Captain America. Auch Superman kämpfte in seinen frühen Jahren für „Justice, Truth and the American Way“ und die Marvel-Held*innen und Schurk*innen trauern über 9/11.

Das MCU

Der Hauptvermarktungsweg für Superheld*innen sind mittlerweile aber nicht mehr Comicbücher, sondern Filme und Serien. Das Marvel Cinematic Universe hat Superheld*innen in den Mainstream gepusht und sie einer nie dagewesenen Verwertungsmaschine unterworfen. Seit 2008, also seit mittlerweile 14 Jahren, sind jedes Jahr (außer den Jahren 2009 und 2020) mindestens ein, meist eher zwei bis drei (!) Superheld*innenfilme erschienen. Mittlerweile gehören zum Marvel Cinematic Universe (MCU) insgesamt 28 Filme, 13 Serien (die Kanon sind) und diverse Kurzfilme. Diese Medien sind alle in einer Kontinuität und beziehen sich aufeinander. Das, und die Notwendigkeit, alle Filme auf ein Maximum auf kapitalistische Verwertbarkeit zu trimmen, führt natürlich zu Abstrichen in der künstlerischen Qualität. Besonders sichtbar wird das beim sogenannten Third Act Problem der Marvel-Filme.  Dieses Phänomen ist so evident, dass es in der Community einen eigenen Namen bekommen hat: Giant Robot Jeff Bridges ist benannt nach dem künstlich herbeigeführten Konflikt im ersten Iron Man-Film. Ryan Arey beschreibt das in seinem Videoessay für Screencrush sehr gut. Marvel visualisiert die Actionszenen ihrer Filme vor, um einen finanziellen Erfolg an den Kinokassen zu garantieren. Das passiert aber teilweise sogar, bevor der Film eine Person hat, die Regie führt oder das Skript fertig ist. Dass diese Vorarbeit die künstlerische Entfaltung und die Handschrift der Regisseur*innen behindert, erschließt sich sicherlich von selbst. Besonders sichtbar wird das bei den aktuellen Filmen des MCUs, die von der eigentlichen Formsprache klassischer Superheld*innenfilme abweichen wollen, aber sich durch das Third Act Problem dann am Ende vom Ton des restlichen Filmes krass abheben und in alte Muster verfallen. Besonders evident ist das beispielsweise bei Shang-Chi. Dieser Film ist eigentlich im Stil eines Martial-Arts-Filmes geschrieben, und so fühlt er sich auch bis zum Ende an. Im Finale allerdings taucht auf einmal ein riesiges computergeneriertes Monster auf, was nun bekämpft werden muss. Dass dieses für den Plot des restlichen Filmes eher zweitrangig war und die eigentliche Geschichte wesentlich spannender wäre, scheint Marvel egal zu sein. Das wird häufig bei diesem Film beklagt und zeigt, wie das Profitinteresse über einem eigentlich spannenden künstlerischen Projekt eines massiven, genre-überspannenden Filmuniversums steht.

Dieser cineastische Einheitsbrei des Superheld*innengenres wird allerdings durch die Serie „The Boys“ unterbrochen. Es handelt sich hierbei um eine Adaption der gleichnamigen Comicreihe der Künstler Garth Ennis und Darick Robertson, die seit dem Jahr 2019 bei dem Streamingdienst Amazon Prime zu sehen ist. Sie ist eine Parodie auf alles, was ich oben aufgezählt habe.

Das Ende des Übermenschen

The Boys ist eine Geschichte von David gegen Goliath. Eine kleine Gruppe kämpft gegen einen übermächtigen Konzern, mit im wahrsten Sinne übermächtigen Gegenspieler*innen: den Superheld*innen von Vought. Die erste Staffel erzählt vom Niedergang eines Jedermanns und von einer neuen Heldin, die in die Fänge dieses Konzerns gerät. Bereits die ersten fünf Minuten der ersten Episode kommunizieren alles, was wir wissen müssen: Es beginnt mit einer heldenhaften Rettung zweier Teenager durch die Seven, der bekanntesten Gruppe von Superheld*innen in der Welt von The Boys. Ein paar Sekunden später sehen wir allerdings: Diese Heldenhaftigkeit existiert nur auf einem Bildschirm in dem Elektronikladen, in dem Hughie, unser Protagonist arbeitet. Er ist ein Jedermann. Er traut sich nicht, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen und ist in einer romantischen Beziehung. Das erfahren wir, als seine Freundin ihn von der Arbeit abholt und sie gemeinsam ihre Zukunft planen. Diese Zukunft zerfällt allerdings relativ schnell, als auf einmal einer der Seven mit Supergeschwindigkeit durch sie durchrennt und seine Freundin dabei platzt. Der sogennante Supe dreht sich nur kurz um und rennt dann einfach weiter. Wir sehen: In dieser Welt wandeln die Held*innen wie Gött*innen durch die Welt, haben aber keinen Respekt vor den normalen Menschen. Der Tod von Hughies Freundin bleibt ohne Konsequenzen, weder die Superheld*innen noch der Konzern hinter ihnen wird zur Verantwortung gezogen. Hughie wird, stark traumatisiert, von einem vermeintlichen FBI-Agenten angeheuert, sich ihm anzuschließen und die Seven zur Rechenschaft zu zwingen.
Der zweite Handlungsstrang handelt von Starlight, einer jungen Heldin aus einer ländlichen Region, die von ihrer Mutter von einem Super Pageant zur nächsten geschleppt wird, bis sie endlich für die Seven gecastet wird. Dort angekommen erfährt sie recht schnell von einem der anderen Helden sexualisierte Gewalt, aber niemand glaubt ihr. Außerdem wird sie extrem von Vought inszeniert und sexualisiert. Sie dient den Zuschauer*innen als Zugang hinter die Kulissen dieses Megakonzerns.

Der Rest der ersten Staffel handelt von der Gründung der titelgebenden Boys, einer Art Guerilla“-Organisation die neben Hughie aus Butcher, Mother’s Milk und Serge besteht. Letzterer ist in der Lage, Waffen zu bauen, die gegen die Supes wirken. Im Laufe der ersten Staffel finden die Boys heraus, dass die Superheld*innen nicht als solche geboren werden. Sie entstehen durch die Injektion einer Substanz namens Compound V. Sie entdecken, dass Kleinkinder Compound V gespritzt bekommen, da es bei ihnen am besten wirkt. Außerdem entdecken sie, dass Vought Menschen (vorwiegend aus dem Nahen Osten und Südostasien) in die USA schmuggeln, um sogenannte Superterrorist*innen produzieren zu können. Der Konzern erhofft sich so, das Compound V an das US-Militär verkaufen zu können. Eine dieser entführten Personen ist Kimiko, welche sich nach ihrer Rettung den Boys anschließt.
Die Hauptfigur der zweiten Staffel ist eine neue Heldin bei den Seven namens Stormfront. Anfangs tritt sie als Person auf, die sich gegen die Kommerzialisierung durch den Konzern wehrt. Aber im Verlauf der Staffel kommen immer stärker ihre eigentlichen Interessen zu Tage. Sie träumt von einer durch den Einsatz von Compound V geschaffenen Armee von Übermenschen. Außerdem schafft sie es durch Social Media eine große Masse an Menschen auf ihre Seite zu ziehen, weshalb sie, solange es geht, von Vought gedeckt wird, da sie ein gut verkaufbares Produkt zu sein scheint. Allerdings verbreitet sie vor allem rassistische und faschistische Botschaften, was zu einer der meiner Meinung nach besten Darstellungen von stochastischem Terrorismus, also die Radikalisierung durch eine Dauerbeschallung mit Botschaften, führt, die es gibt.
Zusätzlich zu den regulär ausgestrahlten Episoden gibt es als Brücke von der zweiten zur dritten Staffel eine Newssendung aus dem Narrativ der Serie, welche auf YouTube ausgestrahlt wurde. Das passiert auf einem fingierten „offiziellen“ YouTube-Kanal des Vought-Unternehmens. So wird durch transmediales Erzählen nicht nur die reale Zeit zwischen den Staffeln überbrückt, sondern auch die Zeit, die im Narrativ zwischen den beiden Staffeln liegt. Dies passiert durch ein monatlich veröffentlichtes Newsformat, welches in Produktionsästhetik und auch in Rhetorik stark an die Fox News-Sendung Tucker Carlson Tonight ähnelt. Diese Ähnlichkeit ist kein Zufall, denn die Serie ist sich selbst bewusst, dass das Konzept Superheld*in eng an (amerikanisch-)faschistische Tendenzen gebunden ist. Die Superheld*innen treten auf Events von fundamentalistischen Christ*innen auf, halten im Laufe der Serie eigene Kundgebungen ab, welche MAGA-Kundgebungen in nichts nachstehen oder jagen – selbstverständlich medial begleitet – Superschurk*innen im Nahen Osten. Die Serie ist mit ihrem Subtext so subtil wie ein Vorschlaghammer. Dass sich der Charakter namens Stormfront wortwörtlich als Nazi herausstellt und, dass der Charakter namens Homelander gegen illegale Migrant*innen hetzt, dürfte nicht überraschen. Auch wenn das ab und an zu offensichtlich ist, liegt darin meiner Meinung nach auch eine große Stärke.

Die Vorlage für die Serie, der aufkeimende Faschismus in den USA, ist ebenso wenig subtil und unglaublich brennend. The Boys zeigt einfach das, was ist. Lediglich eine leichte Abstraktion zur Realität wird vorgenommen: In The Boys treiben Superheld*innen und nicht Politiker*innen den Faschismus voran, auch wenn sich sicher argumentieren ließe, dass die Anbetung der Anführer*innen des US-amerikanischen Faschismus den Superheld*innen nur wenig nachsteht. The Boys nimmt also die faschistischen Tendenzen, die ich vorangehend schon aufgezeigt habe, und denkt sie ein wenig weiter. Dass die starken Männer, die ständig die Welt retten, einen Gottkomplex haben, klingt für mich nach einer logischen Konsequenz. Dass die Andersartigkeit an den Superschurk*innen nicht mehr ihre Queerness, sondern eher ihre Race ist, ergibt im 21. Jahrhundert absolut Sinn. Dass der stärkste Superheld eine Flagge der USA als Cape trägt und sich Homelander nennt, ist wenig überraschend. Dieses Weiterdenken löst während des Schauens bei mir einen sehr unwohligen Grusel aus, denn ich weiß, dass dieselben Entwicklungen genau so gerade in den USA passieren, nur eben ohne Superheld*innen.
The Boys nimmt also diesem sehr beliebten Genre des Superheld*innenfilms den Zauber. Von Beginn an wird die Heldenhaftigkeit als künstlich und als Farce dargestellt. Superheld*innen sind nur auf ihre eigene Karriere fokussiert, nehmen Rettungsmissionen nur an, wenn sie Interaktionen auf Social Media bekommen.
Die Serie lässt den Übermenschen vor unseren Augen sterben.

The Boys als Gegenerzählung zum MCU

Aber nicht nur in seiner Faschismusbeobachtung und -analyse denkt The Boys ein paar Schritte geradeaus. Auch in seiner Darstellung von Brutalität wird vieles nicht weichgezeichnet. Ich habe bereits die erste Szene der Serie beschrieben. Dass ein mit Drogen vollgepumpter Superheld einfach durch eine Passantin durchrennt und diese von der Krafteinwirkung einfach platzt, ist zwar unglaublich schwer anzuschauen, aber es fühlt sich logisch an, dass das passiert. Natürlich macht The Boys durch kompromisslose Brutalität den Schockfaktor auch zu einem Verkaufsangebot für edgy Redditbenutzer, die das irgendwie anmacht.  Aber die Brutalität ist auch eine weitere Art, die Konsequenzen der Existenz unvorsichtiger oder ignoranter Superheld*innen durch eine Übertreibung sichtbar zu machen. Denn der Einfluss von Superheld*inneneinsätzen auf die Zivilbevölkerung und ihren Alltag kommt in Superheld*innenfilmen kaum vor. Marvel versucht diese Aspekte ab und an sehr zaghaft einzubinden, aber war dabei nie so ehrlich und in sich schlüssig wie The Boys.

Apropos Marvel: Im Verlaufe der Handlung wird die Marketingabteilung von Vought immer mehr zu einem Stand-In für Marvel (respektive Disney, dem Mutterkonzern von Marvel). Am auffälligsten wird dies, als sich der Streamingdienst von Vought Vought+ (in Anlehnung an Disney+) nennt, oder als Queen Maeve von Homelander als lesbisch geoutet wird. Dass sie eigentlich bisexuell ist, interessiert weder ihn noch die Spindoktoren von Vought. Nach diesem Outing wird ihre Queerness von Vought gnadenlos ausgeschlachtet. Es gibt Regenbogenmerch und im nach den Superheld*innen gestalteten Themenpark gibt es Queen Maeves Inclusive Kingdom. Den Zuschauer*innen wird das durch fiktive Werbeeinspieler innerhalb der Episoden kommuniziert. In diesem Teil des Themenparkes wird Pinkwashing beziehungsweise Wokewashing auf die Spitze getrieben: Es gibt sämtliche Lebensmittel in Regenbogenfarben und die Stände heißen BLM BLTs, Woke Wok oder LGBTurkey Legs. Dass diese Bekenntnisse zu progressiven Bewegungen nicht ehrlich sind, ergibt sich von selbst. Diesen Prozess des Pinkwashings können wir auch besonders jetzt im Juni, dem sogenannten Pridemonth, gut beobachten. Jetzt versuchen viele Unternehmen möglichst progressiv zu wirken und symbolisch Zeichen für queere Sichtbarkeit zu setzen. An ihrer Ausbeutung von (queeren) Arbeiter*innen oder gar der Finanzierung von queerfeindlicher Gesetzgebung (wie Disney das erst kürzlich für Ron DeSantis, der das „Don’t-Say-Gay“-Gesetz in Florida verabschiedet hat, getan hat ändern sie natürlich nichts.

The Boys ist endlich frischer Wind im Superheld*innengenre, der sowohl dem Genre als auch dem aufkeimenden Faschismus der USA einen zynischen Spiegel vorhält.

Mara schreibt vor allem über Queere, insbesondere Trans und lesbische Kämpfe sowie über Klassenpolitik. Sie studiert Museumswissenschaften in Leipzig und kann gern für Vorträge zu den oben genannten Themen eingeladen werden.