Streamer*innen aller Länder, vereinigt euch!

Streamer*innen aller Länder, vereinigt euch!

Vielen von uns sind die Videos bekannt, in denen etwa Streamer Knossi ausrastet, weil er bei Razor Shark dank dreier Algen (»Alge – Alge – Alge«) live gewonnen hat. Doch damit ist jetzt Schluss. Nach dem erfolgreichen Arbeitskampf einiger Twitch-Streamer*innen verbietet die Amazon-Plattform nun das Glücksspiel auf ihren Seiten.

Twitch hat einen rasanten Aufstieg hingelegt. Anfang der 2010er Jahre handelte es sich noch um eine vergleichsweise kleine Website, auf der man Menschen beim Zocken zuschauen konnte. Mittlerweile bedient Twitch mit durchschnittlich 2,5 Millionen Zuschauer*innen täglich keine Nische mehr, sondern spielt in einer Liga mit YouTube und TikTok. Gab es auf Twitch anfangs fast nur Videospiele zu sehen, finden sich dort nun auch reihenweise andere Inhalte: Kunst, Politik, Adult Content und – wie bereits erwähnt – Glücksspiel.

Finanziert werden die Gambling-Streams teilweise durch die Glücksspielanbieter*innen selbst. So entfällt das »Berufsrisiko« und Streamer*innen können scheinbar endlos die Würfel tanzen lassen. Weil häufig nur die Gewinne gezeigt und die Verluste verschwiegen werden, entsteht der Eindruck eines lukrativen Geschäfts. Mit Promocodes, die den Spieleinstieg erleichtern und von Streamer*innen oft als »exklusives Geschenk« an die Fanbase verteilt werden, animiert man die meist jungen Zuschauer*innen selbst zum Spielen.

Mitte September flammte die Diskussion darum wieder auf, als bekannt wurde, dass der Streamer Sliker scheinbar seit Monaten andere Streamer*innen um Geld gebeten hatte, um seine Glücksspielsucht zu finanzieren. Daraufhin drohten einige der erfolgreichsten Namen der Plattform, darunter Pokimane (9,2 Millionen Follower*innen), zu streiken, falls Twitch weiterhin Gambling-Streams anböte. Das zeigte Wirkung: Ab Oktober verbietet die Plattform das Streamen von Online-Slot-Maschinen, Roulette und Würfelspiel.

Eine Streamerin macht nun also vor, welche Macht den Content-Creator*innen im Plattformkapitalismus doch noch zukommt. Egal ob auf TikTok, YouTube oder Instagram – reich werden die Menschen, die die Inhalte produzieren, meistens nicht. Bei den Betreibern der Seiten sieht es hingegen ganz anders aus. Auf Twitch gehen in der Regel, außer bei den großen Namen, 50 Prozent der Einnahmen der Streamer*innen an die Plattform. Diese müssten jedoch ohne den Content der Creator*innen den Laden dicht machen und sind dementsprechend auf sie angewiesen. Wie in allen anderen Bereichen, gilt es also sich zu organisieren und die Ausbeutungsstrukturen auf den Plattformen zu bekämpfen. AufTwitch wurde gezeigt, wie es geht.

Von Mara Luise Günzel, Lea Klingberg und Moritz Menzel

Dieser Beitrag erschien zuerst in der critica Nr. 29. Du erhältst sie beim SDS in deiner Stadt oder kannst sie hier online lesen.